Nochmal ein Tipp aus Südtirol, genauer gesagt aus dem Vinschgau: die Göflaner Alm vom Haslhof aus. Eine Genusstour in jeder Hinsicht: hier müsst ihr nicht befürchten, dass euch jemand über schwankende Hängebrücken trägt oder auf ein dämliches Lochgitter nötigt. Jetzt im Herbst waren auch keine Kühe mehr da (viele von euch mögen die ja nicht und ganz trauen kann unsereins denen auch nicht wirklich). Dafür haben meine Menschen gleich nachdem ich aus dem Auto gesprungen bin gesagt “hier wache ich” und ich habe auf einem Schild am Zaun ein Bild von einem riesigen Schäferhund gesehen. Ich habe gleich ganz weiche Knie bekommen: durch das Revier von dem Kerl soll ich durch?! Niemals! Naja, ich hab erstmal einen von meinen Menschen vorgeschickt. Von wegen Schäferhund. So ein Angeber! Ein lustiges Schlappohr ist neben der Haustür gesessen und hat uns ein Stück durch den Hof begleitet. Ihr könnt ganz cool und freundlich reingehen, dann ist das kein Thema. Wir sind dann an Kühen und Pferden vorbei (die waren aber alle hinter einem Zaun) in den Wald gegangen. Ist ein schöner und interessanter Weg. Überall riecht’s nach Wild, nach anderen Hunden, dann wieder ein Duft nach Pferd … nicht schlecht. Dann kam eine Wiese: appetitlich sage ich euch! Gut getrocknete Kuhfladen, frische kleine Hasenlakritz, dazwischen ein paar frische Grashalme und zum Abschluss zwei riesige Misthaufen! Das wäre ein echtes Viergangmenü geworden, hätten meine Menschen, diese Spaßbremsen, mich nicht angeleint und sehr schadenfroh gesagt “den Misthaufen kannst du vergessen”. Solltet ihr frei laufen dürfen, vergesst nicht: haltet euch nicht zu lange mit dem Kleinkram auf, sondern gebt spätestens ab der Häfte Vollgas, damit ihr den Misthaufen so richtig genießen könnt, bevor eure Menschen da sind. Sowas macht natürlich Durst, ist aber kein Problem: wir mussten über einige kleine Bäche springen.
Zum Baden waren die zwar nix, aber zum Trinken ein Genuß. Für die Menschen sind das übrigens wieder so Stellen, wo sie stehen bleiben und “schau mal, wie klein das alles aussieht, ach ist das schön” usw. rufen. Plötzlich habe ich gedacht, ich spinne: Schnee?! Jedenfalls war der Weg auf einmal weiß. Ich hab mich schon auf kalte Pfoten eingestellt, daweil waren das Steine – weiß wie Schnee. Verrückt, was es alles gibt. Meine Menschen haben irgendwas von “hier fängt der Marmor an” erzählt. Ts, ich dachte schon, der Winter fängt an. Kurz vor der Hütte, die scheinbar “Göflaner Alm” heißt, lagen wieder überall Kühe rum – ohne Zaun diesmal. Aber die waren weit entfernt vom Weg und haben sich null für uns interessiert. Alles paletti also. Ich dachte schon, wir steuern das Wirtshaus an (da hat’s vielleicht lecker nach Speck gerochen!), da sagen meine Menschen “zum Marmorbruch schauen wir aber schon noch”.
Na, gut, also nochmal richtig bergauf. Für mich ist das ja kein Problem. Da kamen dann immer mehr schneeweiße Steine, und meine Menschen waren ganz begeistert. Unbedingt mussten sie mich auch noch auf so ein Teil raufheben und fotografieren. Na, von mir aus. Aber als Model hab’ ich meinen Preis: für jedes Bild, bei dem ich in diesen komischen Kasten schau, will ich einen Keks oder ein Stück Wurst oder so.
Krieg’ ich auch. Nach der Vorspeise wurde ich aber richtig hungrig. Meine Menschen zum Glück auch. Wir sind umgekehrt und eingekehrt. Dieses Wirtshaus ist besonders gut, meinten meine Menschen. Irgendwas von “Gault Millau” haben sie erzählt, was auch immer das bedeutet.
Jedenfalls hab’ ich dann endlich ein Stück von meiner getrockneten Wurst bekommen. Und als Nachtisch ein Stück Linzer Schnitte – und die war wirklich sehr gut, ja, da kann man nicht meckern. Bevor ihr jetzt grün vor Neid werdet: nein, meine Menschen teilen normalerweise ihr Essen nicht mit mir. Leider. Aber entweder sind sie bei den Wanderungen vor Anstrengung oder vor Begeisterung immer so zittrig. Jedenfalls hörte ich einen Fluch, ein “essen kann ich auch nicht mehr” und schon kam ein Stück Kuchen geflogen. Perfekt. Runter ging’s dann wie gewohnt ganz schnell. Ist ja ein einfacher Weg. So, jetzt bin ich aber ko, nichts wie ab aufs Kissen.
Mit Hund auf die Göflaner Alm – Infos und links:
Anfahrt: Von Schlanders Richtung Göflan, und von dort folgt man den Schildern “Nördersberg” bzw. “Göflaner Alm”. Über zahlreiche Kehren (Straße ist asphaltierten und gut gesichert) geht’s hinauf zum Haselhof wo man an der Straße parken kann. Die Wanderung führt durch den Hof vorbei (Markierung Nr. 2 bzw. rot/weiß) zur Alm Weißkaser und von dort weiter zu den Kohlplätzen. Hier geht der Steig in einen Forstweg über, der zu den Almwiesen der bewirtschafteten (Juni-Mitte Oktober) Göflaner Alm führt. Hinter der Almhütte folgt man einem schmalen Pfad, der gut markiert und mit Info-Tafeln versehen ist, zum Göflaner Marmorbruch. Die Wanderung ist einfach, nur für Menschen mit extremer Höhenangst sind ein paar unangenehme Abschnitte dabei.